Kahle und Charme-befreite Balkone sind langweilig. Sie heizen sich an Sommertagen auf und sind brach liegendes Potenzial. Schade, denn sie bieten einen zusätzlichen Raum für Erholung, Entdeckungen, kulinarische Reisen und ein mögliches Eldorado für Schmetterlinge, (Wild-)Bienen, Vögel und Co.
Klein, urban und voller Leben. Wie wäre es mit einem wilden und gemütlichen Balkon, der einfach «tierisch gut» ist?
Wir haben ein paar Ideen zusammengestellt, mit denen wir uns vielleicht ein bisschen über die Balkonbrüstung hinaus lehnen – aber auf den Tatsachen des Balkonbodens bleiben. ;-)
Ziel ist es, mit minimalem Aufwand die maximale Erholung und Freude am Balkongarten zu erreichen. Für Gartenneulinge, -Bienenflüsterer, Kräuterhexen und alle, die sich einfach nur erfrischendes, belebendes Grün vor dem Fenster und auf dem Balkon wünschen, das mehr als nur hübsch aussieht.
Ab ins Abenteuer! Für ein entspanntes «Seelenbaumelnlassen», im Schatten eines blühenden, fein duftenden Strauches, während potenzielle Gartenbesucher die grüne Oase für sich entdecken. Ein naturnaher Balkon bedeutet nicht mehr Arbeit – im Gegenteil. Einheimische Pflanzen sind robust, pflegeleicht und sie locken allerlei Leben an.
Mit ein paar einfachen Schritten kann sich ein Balkon in ein kleines Naturparadies verwandeln und dabei einen wichtigen und wertvollen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten. Damit schafft man Lebensräume für bedrohte Arten, verbessert das Mikroklima und tut dem eigenen Wohlbefinden auf jeden Fall etwas Gutes. :D
In einer Welt, in der natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen immer knapper werden, verwandelt sich jeder noch so kleine, grüne Fleck in der Stadt in eine lebenswichtige Oase.
Der Balkon kann mehr sein als nur ein Ort der Entspannung – er wird zu einem Mini-Ökosystem, das Insekten, Vögeln und anderen Kleintieren Nahrung, Schutz und vielleicht sogar einen Nistplatz bietet. Gleichzeitig schafft man sich selbst eine grüne Oase, die zum Wohlfühlen und zur Beobachtung der Natur einlädt – direkt vor der Haustür.
Jeder Balkon, jede Terrasse und selbst die kleinste Fensterbank sind wichtige Puzzleteile, die das Netz der Biodiversität enger knüpfen und stärken. Diese zusätzlichen Grünflächen bieten dringend benötigte Strukturen für die Tiere und Pflanzen: Orte, an denen sie Fuss fassen, Nahrung finden und neue Lebensräume entdecken können.
So hilft man aktiv mit, der Natur Raum zum Überleben und Gedeihen zurückzugeben – und das mitten im Siedlungsraum.
Welche tierischen Besucher auf dem Balkon auf Entdeckungsreise gehen ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Wie gut ist der Balkon erreichbar, für die Tierwelt von der Etage, Fassade, Umgebung, Himmelsrichtung, Windverhältnisse etc. her. Werden die Tiere überhaupt aufmerksam auf den Balkon, weil er von Grün und Farben überquillt und mit einem herrlichen Gaumenschmaus lockt?
Vögel sind neugierig. Wenn sie Schutz suchen müssen oder potenzielle Nistplätze erkunden, besuchen sie im Siedlungsgebiet viele Balkone. Die Wahrscheinlichkeit für Vogelbesuch ist also recht hoch. Wer einen Balkon mit verschiebbaren Glaspaneelen hat, sollte Vorkehrungen treffen, dass die Vögel nicht in die Scheiben fliegen, sondern den Eingang ins Gartenparadies finden.
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein einzelner üppig bepflanzter Balkon mit Blüten, die ein Nektar und Pollenparadies anbieten, bestimmt mehr Aufmerksamkeit gewinnt, wie ein dezentes Balkonparadies mit grünen Farbtupfern in der grauen Wüste. Auf der Suche nach Nahrung können Insekten weit und auch recht hoch fliegen, sofern es die Bedingungen zulassen.
Starke Winde und die ungeschützte «Flugbahn» erschweren jedoch ab einer gewissen Etage den Weg zum Buffet und nur zu oft sind die Insekten auf dem Weg dahin, selber Futter. Im Idealfall sind naturnahe Balkone über den Etagen und locken mit einem vielfältigen Angebot für potenzielle Balkongartenbewohner.
Die meisten Insekten halten sich in geringen Höhen auf und fliegen nur so hoch wie nötig. Zwar können Hummeln sehr hoch fliegen und auch Bienen könnten bis zu 40 Metern Höhe erreichen – aber es ist nicht die Regel, dass sie den Weg auf sich nehmen. Trotzdem kann man sagen, je mehr Vielfalt auf dem Weg, desto höher werden sie gelangen.
Kletterkünstler wie Käfer, Eidechsen, Eichhörnchen, Spinnen & Co. sind gute Kletterer, aber auch da ist deren Besuch von der Umgebung und der naturnahen Vernetzung abhängig. Auch die Beschaffenheit der Gebäudehülle oder ob zum Beispiel Bäume vor dem Balkon stehen, über deren Äste dieser dann erreichbar wäre, ist relevant.
Am Rande sollte man auch die blinden Passagiere nicht vergessen. Jene, die mit Pflanzen, Erde, Lebensmitteln oder was auch immer auf den Balkon gestellt wird, quasi unfreiwillig ein Teil des Mikrokosmos «Balkongarten» werden. Wer sich also wundert, dass sich in der 25. Etage auf einmal eine Nacktschnecke im Balkonbeet über den Schnittsalat hermacht.... ;-)
Je mehr mitmachen, desto besser! Immer noch sehen recht viele Überbauungen, Siedlungen und Mehrfamilienhäuser recht trostlos aus. Das ist sehr schade, denn es würde nicht nur den Flora und Fauna helfen. Es gibt auch Vermieter, welche Projekte, wie eine vertikale Fassadenbegrünung, mit beispielsweise Reben zulassen. Es wird ein «Bewohnerprojekt», das im wahrsten Sinne des Wortes vernetzt und so in der Gemeinschaft doppelt Spass macht.
Durch eine tolle Begrünung des Siedlungsgebiets kann man auch viel fürs Mikroklima in- und ausserhalb der Gebäude erreichen. So werden Hitzesommertage erträglicher, Tropennächte nicht ganz so fies und eisige Biesen kühlen die Häuser nicht bis aufs letzte Mark runter, während die Heizung keuchend versucht, die Innentemperatur zu halten. Daher ist so ein naturnaher, ausgeklügelter Balkon auch ein kleiner Puzzlestein für das eigene Wohlbefinden.
Daher ran an den Plan – Checkliste durchgehen und überlegen, was passt, welche tierischen Gartengäste man einladen und welche Pflanzen bezüglich Obst, Beeren und Gemüse man für sich selber gerne kultivieren möchte. Meistens gibt es Überschneidungen, wo Mensch und Tier etwas davon haben.
Keine Sorge, für den Start ins Gärtnern braucht es keinen grünen Daumen aus dem Bilderbuch. Es ist vielmehr wie ein Frühlingserwachen: Schritt für Schritt entfaltet sich eine neue, faszinierende Welt, die mit jedem Tag mehr Freude bringt.
Mit ein wenig Grundwissen und einer Prise Abenteuerlust wird aus jedem Balkon eine kleine Naturoase.
Zauberwörter: Geduld, Liebe und gesunde Neugier. Denn Gärtnern ist ein wunderbarer Lernprozess, bei dem es nicht darauf ankommt, alles sofort perfekt zu machen. Selbst Profis sammeln von Saison zu Saison neue Erkenntnisse.
Diese aufgelisteten Seiten enthalten Grundlagenwissen, um mit einem naturnahen Balkonprojekt durchzustarten. Hier gibt es Inspiration, um ein Stück Natur direkt vor der Haustür zu erschaffen.
Vielleicht muss es sich erst rumsprechen, aber sie kommen bestimmt – bei einer liebevollen Zusammenstellung von Pflanzen und der Schaffung von Strukturen werden selbst kleine Balkone bald ein «Place-to-bee» werden oder es hat sich rumgezwitschert, dass die Wellnesszone für Vögel unschlagbar ist. Es braucht nicht viel, wenn man weiss, welche Möglichkeiten ein Balkon aufgrund seiner Lage bietet. Nutzt man diese Lage geschickt und gestaltet den Balkon für die möglichen Besucher, kann man sich mit etwas Geduld einen beliebten und spannenden Tummelplatz schaffen, der einfach nur Freude macht.
Wilder Besuch auf Balkonen ist faszinierend und wunderschön. Es ist ein Privileg, Tiere wie Eichhörnchen oder Vögel aus nächster Nähe beobachten zu können. Doch so verlockend es auch sein mag, diese niedlichen Besucher zu füttern oder zu zähmen – es ist wichtig, sie wild bleibenzulassen.
Körperkontakt und regelmässiges Füttern von Hand können bei Wildtieren zu unerwünschten Verhaltensänderungen führen. Sie verlieren ihre natürliche Scheu vor Menschen und anderen potenziellen Gefahren. Dies kann fatale Folgen haben: Die Tiere werden zu zahm und vertrauen möglicherweise den falschen Lebewesen (Tiere und Menschen). Sie verlieren ihre Überlebensfähigkeit in der Natur und werden von der menschlichen Fürsorge abhängig.
Stattdessen sollten wir unsere Gärten und Balkone so gestalten, dass sie einen natürlichen Lebensraum bieten. Mit einheimischen Pflanzen, Wasserstellen und geeigneten Strukturen können wir Wildtiere anlocken, ohne in ihr natürliches Verhalten einzugreifen. So dürfen wir die Schönheit der Natur geniessen und gleichzeitig zum Schutz und Erhalt unserer heimischen Tierwelt beitragen.
Bezüglich der «Gartenpflege» empfehlen wir bei den Gartenarbeiten rund ums Jahr nachzuschauen und den individuellen Gartenberater zu abonnieren. Eine kurz und knackig zusammengestellte Checkliste für Topfkultur-Einsteiger:innen haben wir natürlich auch. Das ganze Jahr gilt auf jeden Fall zu beobachten und die jeweilige Zeit zu geniessen, denn jede der Jahreszeiten hat ihren ganz eigenen Charme – auf Balkonien.
Die passende Balkonbepflanzung für ein «wildes Balkonien» zu kreieren, das möglichst viele tierische Gartenbewohner anlockt, ist eine spannende Herausforderung. Es gibt keine allgemeingültige Lösung oder Formel, denn die Pflanzenwahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, die berücksichtigt werden sollten:
Ein universelles Pflanzrezept wäre langweilig und würde den Reiz des Abenteuers «Balkonwildnis» nehmen. Gerade das Ausprobieren, Beobachten und Anpassen machen die Reise spannend und lehrreich. Jeder Balkon ist einzigartig – genau wie seine tierischen Besucher. Wichtig ist die Vielfalt. Verschiedene Blütenarten, Blühzeiten, Strukturen, damit möglichst viele Vorlieben erfüllt werden. Viel Spass und Freude beim Gestalten des eigenen Mikrokosmos im eigenen Mikroklima des Balkons!
Als kleine Hilfestellung haben wir unten ein paar Beispiele bezüglich Balkonausrichtung zusammengestellt.
Zu Unrecht unbeliebt – ausser man gehört zu den sonnenhungrigen Gemütern. Der Nordbalkon erhält kaum bis keine direkte Sonneneinstrahlung und liebt den ganzen Tag grösstenteils im Schatten. Daher ist er kühler und dunkler als die anderen Balkonausrichtungen.
Der Nordbalkon ist bei Gartenbewohnern in der Regel nicht allzu beliebt, was sich bei hohen Temperaturen schlagartig ändert. An Hitzetagen wird der Schattenbalkon von einigen Tieren gerne auf der Flucht vor der Hitze genutzt, bis sie wieder weiterziehen. Wenn in dieser Phase Wellness wie Tränken, Bäder und kleine Snacks gefunden werden, schauen die Tiere bestimmt auch sonst mal vorbei. ;-) Daher kann man einiges erreichen, wenn die Bepflanzung und die Strukturen stimmen.
Typischer Morgenbalkon mit Morgensonne. Nach dem Mittag herrscht Halbschatten bis Schatten, was ihn wiederum angenehm bei Hitzetagen macht, weil er kaum überhitzt.
Bei Tropennächten ist der Ostbalkon neben dem Nordbalkon wohl die angenehmste Wahl zum Entspannen.
Alle Frühaufsteher, die gerne zeitig in den Tag starten wie zahlreiche Vögel, Hummeln und Wildbienen. Auch Schmetterlinge wie der Zitronenfalter zählen zu den Frühaufstehern.
Den ganzen Tag Sonne satt, vom Sonnenauf- bis Untergang. Intensive Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit und somit nur was für richtige Sonnenanbeter:innen, da es sehr heiss werden kann und je nach Umgebung und baulicher Struktur die Gefahr vor gestauter Hitze drohen kann. Am besten kultiviert man Pflanzen, die nicht nur mit der Sonne klarkommen, sondern auch mit der Hitze und eher wenig Wasser benötigen. Ausser man kreiert ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für die Töpfe und Tröge.
Das Eldorado für Eidechsen, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln & Co. Sonnenbänke, die zum Ausruhen einladen, aber auch Insektentränken oder Miniteiche sind hier hoch im Kurs. Mit einem geeigneten Vogelbad (Wasser) und einem Sandbad bleiben auch die Vögel nicht fern – werden aber bei hohen Temperaturen nicht «kommen, um zu bleiben»...
Der Balkon im Westen zeigt zur Wetterseite hin. Hier sind je nach Windschutz standfeste und robustere Pflanzen gefragt. Er hält Sonne ab dem frühen Nachmittag bis zum Sonnenuntergang. Ideal für den Feierabend bei lauen Sommerabenden.
West- besser Südwest-Balkone eignen sich perfekt für Duftgärten, die auch zahlreiche wilde Gartenbesucher lieben.
Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel, aber auch nachtaktive Insekten wie Nachtfalter und Fledermäuse.
Ein wilder Balkon ist kein Dogma. Er ist eine Einladung. Eine kleine Bühne für die Natur – mitten in der Stadt. Und ganz gleich, ob nur ein paar Töpfe aufgestellt werden oder der eigene Balkon in ein summendes Paradies verwandelt wird: Es sind die kleinen Dinge, die zählen.
Schon wenige Pflanzen können Wildbienen Nahrung bieten. Eine kleine Schale mit Wasser wird zur lebenswichtigen Oase. Ein bisschen Totholz in einer Ecke? Ein neues Zuhause für Käfer & Co. Es braucht nicht viel – aber es bewirkt viel.
Dabei geht es nicht darum, alles perfekt zu machen oder nur streng nach ökologischen Checklisten zu leben. Es darf Freude machen. Es soll Spass machen. Denn genau darum geht es beim wilden Balkon: ums Beobachten, Staunen, Ausprobieren. Ums Zusammensein mit der Natur – auf Augenhöhe, mit einem Lächeln im Gesicht.
Und ja – Vorsicht, es macht süchtig. Denn wer einmal angefangen hat, wird immer wieder Neues entdecken: spannende Pflanzen, kreative DIY-Ideen, tierische Gäste, die man plötzlich mit ganz anderen Augen sieht. Ein wilder Balkon ist mehr als nur eine grüne Ecke – er ist ein Abenteuer. Und eine echte Liebeserklärung an das Leben.
Tipps
Für detaillierte Informationen zu Bienen, Schmetterlingen, Vögeln und Co., sowie zur Planung und Gestaltung naturnaher Gärten und Balkone,sind zahlreiche nützliche Informationen und Tipps in unserem Themenbereich Biodiversität zusammengestellt.
Wenn Freunde Nadine besuchen, während sie einen Balkon hat, ist nie die Frage in welchem Block sie wohnt. Sei es der kleine Küchenbalkon mitten in Zürich oder der in einer nüchternen Neubausiedlung mit gradliniger Architektur. Wie eine grüne, überquillende Oase wachsen und ranken Pflanzen auf jedem möglichen Fleck. Natürlich hat immer eine Bank und ein Tischchen platz. Manchmal lässt sich die Nachbarschaft mitreissen und mit der Zeit ploppt ein grüner Balkon nach dem anderen «aus der Fassade», was Nadine immer feiert ...und ihre Balkonbewohner auch - so wird die Auswahl noch grösser ;-)