Der sogenannte "Apfelwurm" ist kein Wurm, sondern die Larve des Apfelwicklerfalters (Cydia pomonella). Ab Mai legen diese Falter ihre Eier auf Blätter und kleine Früchte. Die daraus schlüpfenden Larven bohren sich kurz nach dem Schlüpfen in die Früchte ein und fressen sich ins Kerngehäuse.
Ein Befall durch den Apfelwickler kann man an "wurmstichigen" Früchten erkennen, kleine Eintrittslöcher, von denen aus sich die Raupe nach innen frisst. Diese Eintrittsstelle ist anfällig für Pilzerkrankungen. Neben Äpfeln sind auch Birnen, Nashis, Quitten, Baumnüsse und Aprikosen betroffen.
Die Raupe kann erheblichen Schaden anrichten und einen Grossteil der Ernte durch vorzeitiges Abfallen unreifer Früchte ausfallen lassen. Der Apfelwickler ist in der Schweiz ein verbreiteter Schädling.
Die steigenden Temperaturen kommen dem Apfelwickler zugute; in den meisten Teilen der Schweiz kommt der Apfelwickler auf zwei Generationen im Jahr, in wärmeren Regionen sogar bis zu drei.
Dies kann den Befallsdruck erheblich erhöhen. Die überwinterten Larven verpuppen sich im Frühling und die Falter der ersten Generation sieht man zwischen Mai und Juni. Ein bis zwei Tage nach der Paarung folgt die Eiablage, früh im Jahr auf Blätter, später auch direkt auf die Früchte. Dann dauert es noch ein bis drei Wochen, bis die Raupen schlüpfen.
Sind die Temperaturen warm genug, ergibt sich daraus noch eine zweite Generation, deren Falter ab Mitte Juli bis August schlüpfen. Daher kann man je nach Region auch dann nochmals einen Falterflug beobachten.
Der Apfelwickler überwintert, unabhängig davon, wie viele Generationen entstanden sind, als Raupe und meist unter der Borke.
Bei der Behandlung ist es wichtig, dass sie gezielt und zum richtigen Zeitpunkt stattfindet.
Um den richtigen Schädling zu identifizieren, können während der Flugzeit Apfelwickler-Fallen eingesetzt werden. Gezielt locken die Fallen mit einem speziellen Pheromon nur die Apfelwickler Falter an.
Die Apfelwickler sind bevorzugt an warmen, windstillen Abenden aktiv. Werden viele Falter gesichtet und ist man sich sicher, dass es sich um Apfel- oder Pfirsichwickler handelt, kann mit dem Granulosevirus (Madex 4) gegen die jungen Larven vorgegangen werden. Dies muss in den Tagen während der Schlüpfperiode der Obstmaden geschehen. Für die erste Generation Apfelwickler fällt diese Zeit zwischen Mitte Mai und Juni, für die zweite meist in den August. Die genauen Termine sind unter www.apfelwickler.ch.
Da Madex 4 bei Quitten keine Wirkung zeigt, wird es dort nicht eingesetzt, und wir empfehlen stattdessen den Einsatz von Nematoden (Madonem, ab September 2025 erhältlich).
Bei den anderen genannten Kulturen empfehlen wir Madonem ebefalls als Ergänzung, um die Population zu reduzieren. Die Nematoden-Art Steinernema feltiae wird ab September auf den Stamm und dickere Äste befallener Bäume aufgesprüht. Sie finden gezielt die überwinternden Apfelwicklerlarven und bringen sie zum Absterben.
Dies reduziert den Befall auf behandelten Bäumen, schützt aber nicht vor Zuflug (zum Beispiel von Faltern, deren Raupen auf benachbarten Grundstücken überwintern konnten). Deshalb ist bei einem Befall ein abgestimmtes Vorgehen mit den Nachbarn zu empfehlen.
Da die Termine fürs Spritzen von Madex höhen- und witterungsabhängig sind, variieren sie jährlich. Um den idealen Spritztermin herauszufinden, bieten wir als Service eine Benachrichtigung per Email oder SMS an. Registrieren Sie sich dafür auf www.apfelwickler.ch um den berechneten Spritztermin mitgeteilt zu kriegen.
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Pfirsichwickler - der Pfirsichwickler (Grapholita molesta) wurde aus Asien eingeschleppt und verursacht seit 2012 zunehmend größere Schäden in der Schweiz. Vor allem Pfirsiche sind gefährdet, aber er bevorzugt auch Aprikosen sowie andere Steinobstarten, Äpfel, Birnen und vermehrt Quitten. Bei Temperaturen über 16°C werden die ersten Eier auf Triebspitzen junger Zweige abgelegt, und die Früchte werden erst kurz vor ihrer Reife befallen. Die Raupe des Pfrisichwicklers sieht der des Apfelwicklers ähnlich, hat aber keinen so schön schwarzen Kopf. Um zu bestätigen, dass es sich um den Pfirsichwickler handelt, kann die Pfirsichwicklerfalle mit dem spezifischen Pheromon eingesetzt werden. Gegen den Pfirsichwickler kann, wie gegen den Apfelwickler, Madex angewendet werden.
Kleiner Fruchtwickler - der kleine Fruchtwickler (Grapholita lobarzewskii) befällt neben Äpfeln auch Zwetschgen und Pflaumen. In der Schweiz ist er weniger verbreitet als der Apfelwickler und vor allem zwischen 500 und 600 M.ü.M zu finden. Die Einbohrstelle der graugelb bis hellrosa Raupen hat im Gegensatz zum Apfelwickler eine 1 - 2 mm lange Furche davor. Der Gang ist kotfrei. Der Falter des Kleinen Fruchtwicklers besitzt gelbbraune Vorderflügel mit einer unregelmässigen dunklen Zeichnung, sowie graubraune Hinterflügel.
Apfel-Gespinstmotte - Obwohl sich die Larven sehr ähnlich sind, kann der Apfelwickler gut von der Apfel-Gespinstmotte (Yponomeuta malinellus) unterschieden werden. Der Befall durch die Apfel-Gespinstmotte betrifft weniger die Frucht, sondern vor allem das Blattwerk. Neben verfärbten Blattspitzen sieht man auch weisse Gespinste an Seiten- oder Endtrieben, die auf die Apfel-Gespinstmotte hinweisen. Der Falter der Gespinstmotte ist ähnlich gross, hat aber weisse Vorderflügel mit schwarzen Punkten und ist so gut zu unterscheiden.
Frostspanner - Die Falter erscheinen zwar in einem ähnlichen Grau, flatern aber erst im Herbst, um die ersten Frostnächte. Auch der Unterschied zwischen den Raupen ist deutlich erkennbar. Die Raupe des Kleinen Frostspanners kommt in hellgrün mit einem weisslich-gelben Längsstreifen und einem unverkennbaren "Katzenbuckel" daher. Mehr zum Frostspanner gibt es im Schädlingsportrait Frostspanner.