Winterhärte-Check für Gartenpflanzen 

Angepasste Gehölze und Stauden finden dank Winterhärtezonen

Oft wünscht man sich für sein grünes Paradies exotische Schönheiten oder südliche Leckerbissen. Doch werden diese die kalte Jahreszeit ebensogut überstehen wie ein Bernhardiner mit seinem dicken Winterfell? Die Winterhärtezone zeigt an, welche Minustemperaturen eine Pflanze erträgt – ein prima Hinweis, ob es mit dem Neuankömmling im Garten funktionieren kann.

Doch nicht nur die Kälte ist ausschlaggebend. Vier wesentliche Faktoren entscheiden darüber, wie winterfest eine Pflanze in Ihrem Garten tatsächlich sein wird. 

Ob eine Staude oder ein Gehölz von sich aus winterhart ist, hängt davon ab, welcher Art von Winter die Pflanze in ihrer Evolution ausgesetzt war. Lag ihre Entwicklung ausschliesslich in den Tropen, hat sie kaum Jahreszeiten kennengelernt. Aus den Subtropen oder dem Mittelmeerklima dürften ihr Trockenzeiten bekannt sein. Aber «echte» Winter mit Eis und Schnee hat sie nur in den gemässigten und weiter nördlich gelegenen Breiten oder in einem Gebirge erlebt. Ihre Form der Anpassung hat sie genetisch gespeichert. Gibt es keine genetisch verankerten Schutzmechanismen, ist Winterhärte ausgeschlossen.

Doch was bedeuten winterliche Bedingungen für eine Pflanze? Woran genau muss sie sich anpassen können?  

Väterchen Frost lässt gerne Zellen platzen 

Ziehen eisige Fröste übers Land, lassen die Minusgrade das Wasser in den Pflanzenzellen gefrieren. Weil sich Eis gegenüber Wasser ausdehnt, platzen die Zellwände und das Pflanzengewebe ist rasch zerstört. Grüne Blätter und Stängel werden sichtlich matschig. Will eine Pflanze überwintern, muss sie ihr Gewebe also festigen oder möglichst stark entwässern. Holz ist eine Form von verfestigtem und weitgehend entwässertem Gewebe, wobei die trockene Rinde zusätzlich die feuchteren Bereiche im Stammesinnern isoliert.  

Auch Frostschutzmittel wie Glycerin, Traubenzucker und Sorbit können eine Pflanzenzelle bis zu einer gewissen Temperatur vor der Zerstörung bewahren. Brechen die ersten kalten Nächte an, können angepasste Pflanzen ihren Stoffwechsel umstellen und beginnen, beispielsweise Stärke in Zucker umzuwandeln, der gelöst im Zellsaft dessen Gefrierpunkt senkt. Federkohl ist ein typisches Beispiel dafür und schmeckt genau deswegen nach dem ersten Frost viel besser und zarter als davor. 

Trockenheit und Nässe bergen Risiken 

Neben dem Frost ist Austrocknen eine grosse Gefahr. Bescheint die Sonne im Winter immergrüne Pflanzen, werden die Blätter aktiv und wollen Photosynthese betreiben. Dazu benötigen sie Wasser, das ihnen die Wurzeln aus einem gefrorenen Boden nicht liefern können. Blätter, Triebe und letztlich die ganze Pflanze können so vertrocknen. Daher werfen die meisten unserer heimischen Gehölze im Winter das Laub ab. Auch der Saftstrom in die Blätter wird unterbunden und die Pflanze zieht wertvolle Stoffe in die Wurzeln zurück. Äste und Stamm entwässern sich dadurch zusätzlich. 

Viele Stauden machen etwas Ähnliches: Sie lassen die Samenstände und Blätter vertrocknen und ziehen ihre Säfte in unterirdische Knollen, Wurzeln oder Zwiebeln zurück. Ziergräser nutzen die trockenen Blätter, um die am Grund des Horsts bereits gebildeten Sprossspitzen fürs neue Jahr zu isolieren. Natürlich funktioniert diese Isolation nur, solange das «Heu» einigermassen trocken bleibt. Horstgräser mögen daher meist keine allzu feuchten Winter. 

Standort und Mikroklima als Zünglein an der Waage 

Temperatur und Feuchtigkeit spielen für Pflanzen also in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle, wenn es ums Überwintern geht. Hinzu kommt der genaue Standort, an dem die Pflanze wächst. Freie, zugige Flächen werden in der Regel kälter als geschützte Plätze in Winkeln oder an einer Mauer. Auch die Exposition und Hangneigung beeinflussen das Klima, welches die Pflanze effektiv umgibt (Mikroklima): Südexponierte Hanglagen erwärmen sich im Spätwinter beispielsweise rascher als ebene oder nordseitig gelegene Flächen.

Verfügt man in seinem Garten über eine milde Ecke, lassen sich dort vielleicht erstaunlich sensible Bäume oder Stauden ganzjährig kultivieren. Doch gerade bei Obstspalieren von Aprikosen und Pfirsichen bieten südlich oder westlich exponierte Lagen an Hauswänden eine trügerische Sicherheit. Durch die rasche Erwärmung im Frühjahr öffnen die Bäume bald ihre Blüten und fallen in klirrend kalten Nächten leicht einem Spätfrost zum Opfer. Treiben sogar schon die Blattknospen aus, bringt der Frost die pulsierenden Saftbahnen zum Platzen und ganze Kronenteile sterben ab. 

 

Je höher, desto länger und intensiver der Winter 

Der vierte Faktor im Bunde ist die Höhenlage. Diese geht meistens mit tieferen Wintertemperaturen und länger dauernden Frostphasen einher. Spätfröste und Schneefall treten nicht selten bis weit in den Frühling hinein auf. Der Winter als Ganzes dauert in der Regel länger oder anders gesagt, die Vegetationszeit ist kürzer. Entscheidend ist daher nicht nur, dass beispielsweise ein Apfelbaum den Winter gesund überlebt, sondern auch, dass der Sommer lang genug ist, um leckere Äpfel zu bekommen. Hier gilt die Faustregel, dass frühe Sorten eher ausreifen mögen und sich darum besser für Höhenlagen eignen. 

Winterhärtezonen als Richtschnur 

Ursprünglich in den USA entwickelt, wurde das Konzept der Winterhärtezonen in den 1980er Jahren für Europa übernommen. Zahlreiche Gärtnereien geben bei Gehölzen und Stauden an, in welchem Wintertemperaturbereich die Pflanzen in ihrem Sortiment winterhart sind.

In der Schweiz sind hauptsächlich die Zonen 6 (Alpen) bis 8 (die Gegenden rund um Genfersee, Bodensee und südliches Tessin) vertreten, wobei Jura, Mittelland und Voralpen weitgehend zur Zone 7 zählen. Die Temperaturangaben entsprechen den langjährigen mittleren Temperaturminima, die in einer Zone auftreten. Gilt eine Pflanze beispielsweise als winterhart bis Zone 5, kann sie in den meisten Wohngegenden der Schweiz ausgepflanzt überwintern.

Vorsicht geboten wäre jedoch in Hochtälern wie dem Oberengadin oder bekannten Kälteregionen wie rund um La Brévine. Hier müsste ein Standort mit einem passenden Mikroklima gefunden werden oder – je nach Pflanze – ein Winterschutz wie Schilf, Tannzweige, Jute oder Ähnliches die Pflanze zusätzlich schützen. 

Grob gesagt brauchen Pflanzen, die in Zone 1 bis 5 winterhart sind, bei uns also kaum Winterschutz. Umgekehrt kommen Pflanzen der Zonen 9 bis 13 in der Schweiz selten ungeschützt durch den Winter und brauchen immer einen hellen, frostsicheren Ort im Keller oder Wintergarten oder gar einen warmen Platz in der Stube (Zimmerpflanzen).  

Pflanzen der Zonen 6 bis 8 können im Mittelland, Jura, Tessin und den Voralpen grundsätzlich überwintern, brauchen jedoch unterschiedlich intensiven Schutz aus Vlies, Jute, Laub oder Tannenreisig. Im Ziergarten, auf Terrassen und Balkonen trifft man daher im Winter oft eingemummelte Gestalten an. 

Zone Temperatur (°C)
1 unter -46 °C
2 -46 °C - 40 °C
3 -40 °C bis -34 °C 
4 -34 °C bis -29 °C
5 -29 °C bis -23 °C 
6 -23 °C bis -18 °C 
7 -18 °C bis -12 °C
8 -12 °C bis -7 °C 
9 -7 °C bis -1 °C
10 -1 °C bis 4 °C
11 4 °C bis 10 °C
12 10 °C bis 16 °C 
13 16 °C bis 21 °C

 

© Andermatt Biogarten AG

Kuscheliger Winterschutz für Töpfe und Kübel 

Es sind nicht nur die Zartbesaiteten, die ohne Wintermantel Mühe haben. Viele Obstbäume und Beerensträucher beispielsweise sind ausgepflanzt im Garten winterhart, benötigen auf Terrassen und Balkonen aber einen Winterschutz für den Topf, um keine kalten Füsse zu kriegen.

Weil der Frost bei Töpfen und Kübeln rundum angreifen kann, können ungeschützte Wurzelballen in Gefässen durchfrieren, was die Pflanzen in der Regel nicht überleben. Auch der Topf kann Schaden nehmen, weil sich gefrorenes Wasser ausdehnt und ihn ausbeulen oder sprengen kann.

Am besten platziert man die Kübelpflanzen gesammelt an einem schattigen, sturmgeschützten Ort entlang einer Hauswand oder einer Gartenmauer. Mit Jutesäcken, Filzmatten oder alten Wolldecken lassen sich die Töpfe rundum bis an den Stamm der Pflanze einwickeln. Die Isolation schützt gleichzeitig vor Wasserverlust. Gelegentlich und besonders an sonnigen Tagen sollte man giessen, damit der Wurzelballen nicht vollständig austrocknet.  

Südliche Pflanzen hell und kühl in Innenräumen überwintern 

Immergrüne Kübelpflanzen aus südlichen Ländern wie Oleander und Zitrusbäume frieren im Winter ungern und benötigen einen hellen, frostfreien, aber nicht zu warmen Überwinterungsplatz (1 bis 10 Grad).

Geeignet sind ungeheizte, frostfreie Wintergärten und Orangerien mit viel Tageslicht. Steigt die Temperatur zu hoch, sinkt die Luftfeuchtigkeit und es können sich Schädlinge und Krankheiten ausbreiten.

Ungünstig sind auch Standorte in dunklen Kellern und Garagen. Die Pflanzen bilden unter Lichtmangel lange, blasse und schwache Triebe aus oder verlieren ihr Laub. Pflanzen im geschützten Winterquartier benötigen regelmässig etwas Wasser, Staunässe sollte man jedoch vermeiden. 

Winterschutz für die oberirdischen Pflanzenteile 

Robustere Naturen wie Olivenbäumchen oder Bananenstauden können in milderen Lagen draussen bleiben, wollen aber gegen allzu klirrende Frostnächte eine dicke Haube aus Wintervlies übergestülpt bekommen. Junge Ziersträucher, Rosenbäumchen oder grosse Ziergräser muss man nicht unbedingt vollständig einpacken.

Doch als Schutz vor schwerem Nassschnee, der die Zweige und Triebe brechen oder zu Boden drücken kann, sollte man zarte Stämmchen mit Jute einwickeln, mit einem Pfahl oder Bambusstab stützen und Kronen oder Horste zu einer Tipizelt-Form zusammenbinden, so dass der Schnee abrutscht.

Wer möchte, kann zum Schluss eine Winterschutzhaube aus Vlies überstülpen. Dabei sollte man daran denken, dass mit Vlies und Textilien eingepackte Kronen noch mehr Angriffsfläche für Winterstürme bieten. Schirmt man sie nicht ab, können heftige Böen sie leicht knicken oder umstürzen.  

Punktueller Schutz bei extremen Frösten 

Bei kritischen Kandidaten, die in unserem Klima zwar gedeihen, es aber eigentlich lieber etwas milder hätten, ist oft nur punktuell ein Schutz nötig. Sei es, dass man in besonders eisigen Nächten vorübergehend einen Winterschutz aus Jute über die empfindlichsten Pflänzchen ausbreitet oder schwellende Knospen, frische Austriebe oder die Blüten von Obstbäumen mit einem Vlies vor Spätfrösten schützt.

Auch Jungbäume, im Herbst frisch gepflanzte Stauden und Gehölze mit noch wenig ausgebildetem Wurzelwerk und unverholzten Trieben benötigen in den ersten Jahren mehr Isolation als später, wenn sie sich am Standort etabliert haben. 

Beim Nachbarn spicken oder einfach ausprobieren 

Wer Nachbarn mit grünem Daumen hat, hat Glück. Da lässt sich's gut über den Gartenzaun schielen und Beobachtungen austauschen. Mit den Jahren kommt die Erfahrung, wann wie viel Schutz nötig ist, was in der Gegend machbar ist und wo die Grenzen sind. Die richtigen Pflanzen für den eigenen Garten und das passende Plätzchen für jede Pflanze zu finden, erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl. Weitere Tipps rund um den winterlichen Gemüsegarten und zur Pflanzenpflege rund ums Jahr gibt’s auf den unten verlinkten Themenseiten. 

Wie plant ihr euren Winterschutz für den Garten? Was sind eure «Überwinterungs-Trick»? Oder woran beisst ihr euch die Zähne aus?

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