Mischkultur im Garten und Hochbeet

Das Geheimnis von glücklichen Nachbarn im Gemüsebeet

Die Mischkultur ist wie eine gut organisierte Wohngemeinschaft. Alle unterstützen sich gegenseitig. Und das ohne grosse Tafel, wo die «Ämtli» eingetragen und Fleiss-Sternchen verteilt werden. Jede Pflanze hat von Natur aus ihre Rolle. In der Mischkultur macht man nichts anderes, als diese Synergien zu nutzen.

Hochgewachsene Stangenbohnen spenden der zarten Karotte Schatten, und der intensive Duft des Basilikums hält lästige Schädlinge fern. Mit cleveren Garten-Rendez-Vous verwandelt sich jedes Hochbeet oder der Balkongarten in eine blühende Oase der Vielfalt. Eine botanische Dating-Show im Gartenbeet. 

Das Beste daran? Die Natur belohnt die smarte Planung mit einer üppigen Ernte – und das auf kleinstem Raum. Eine faszinierende Pflanzensymbiose, die zeigt, wie genial die Natur von sich aus funktioniert – wenn man es richtig anstellt.

Wer die Mischkultur im Garten richtig angeht, wird mit üppigem Wuchs belohnt

Vorteile der Mischkultur

  • Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Ablenkung und teilweise Anlockung von Nützlingen
  • Optimale Nutzung des verfügbaren Platzes, des Wassers und der Nährstoffe
  • Verbesserung der Bodenqualität und Unterdrückung von Unkraut durch Bedeckung
  • Erhöhung der Biodiversität und Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge
  • Steigerung des Ernteertrags durch Symbiosen zwischen den Pflanzen
  • Und zu guter Letzt: die Mischkulturen sehen oft auch deutlich attraktiver aus.

Checkliste für eine erfolgreiche Mischkultur

  • Wahl von kompatiblen Pflanzenpartnern
  • Berücksichtigung der unterschiedlichen Wuchsformen und -höhen
  • Planung von Vor- und Nachkulturen
  • Nährstoffbedürfnisse der Pflanzen berücksichtigen
  • Integration von Kräutern und Blumen zur Schädlingsabwehr
  • Rotierende Kulturen (jährlich)
Mit Mischkultur wird der begrenzte Platz im Hochbeet effizient genutzt

Grundlagen der Mischkultur

Mischkulturen im Garten, aber auch im Hochbeet, basieren auf dem gezielten Zusammenspiel von verschiedenen Pflanzen. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele verschiedene Arten zu pflanzen.

Entscheidend ist, die richtigen Arten miteinander zu kombinieren. Dabei können sogar Gemüse mit Zierpflanzen, Beeren und Obst kombiniert werden. Dabei sind einige wichtige Grundprinzipien zu beachten.

Gute und schlechte Nachbarn

Manche Pflanzen fördern sich gegenseitig, andere haben sich weniger gerne. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind nicht immer bekannt. Häufig geht es um den Bedarf an Licht, Wasser und Nährstoffen oder um Boten- und Duftstoffe, welche unter- und oberirdisch ausgetauscht werden können.

Ein bekanntes Beispiel ist die Kombination von Rüebli und Zwiebel, wo der starke Duft der Zwiebel die Möhrenfliege von den Rüben fernhalten kann. Solche Kombinationen nennt man gute oder schlechte Nachbarn (siehe Tabelle unten).

Karotte neben Zwiebel gepflanzt

Nährstoffbedarf

Gemüsearten lassen sich anhand ihres Nährstoffbedarfs in Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer einteilen (verlinken). Die Pflanzen sollten so kombiniert werden, dass keine Starkzehrer gemeinsam im Beet sind.

Am besten eignen sich Kombinationen von Schwach- und Starkzehrern (z.B. Kohl und Spinat).

Räumliche Ausnutzung: Wasser & Lichtbedarf

Tiefwurzler (z.B. Karotten) holen sich Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten, während Flachwurzler (z.B. Spinat) im oberen Bodenbereich aktiv sind.

Eine Mischung dieser Wurzeltypen verhindert Konkurrenz und nutzt den Platz im Beet optimal aus.

Zeitliche Ausnutzung

Neben der räumlichen Ausnutzung sollte auch die Anbauzeit beachtet werden. So können früh wachsende Kulturen, wie z.B. Spinat, Salat oder überwinternde bodendeckende Kräuter, früh angebaut werden. Nach der Pflanzung können spät wachsende Kulturen wie Kohl, Kürbisgewächse oder auch Paprika kontinuierlich geerntet werden, bis die Hauptkultur das gesamte Beet bedeckt. So bleibt der Boden konstant bedeckt.

Biodiversität

Vielfältige Hoch- oder Gartenbeete sind resilienter und weniger anfällig gegen kurzfristige Störungen. Zudem werden unterschiedliche Nützlinge angelockt und Schädlinge verwirrt.

So können beispielsweise Kornblumen, Buchweizen oder Mohn wertvolle Nektarnahrung für Schlupfwespen oder Florfliegen bieten. Es entsteht so deutlich mehr Leben im Garten, da sich die Effekte gegenseitig multiplizieren.

Pflanze Gute Nachbarn Schlechte Nachbaren Nährstoffbedarf-Typ Wurzelsystem Familie
Tomate Basilikum, Zwiebel Kartoffel, Paprika, Gurke, Fenchel Starkzehrer Tiefwurzler Nachtschattengewächse
Karotte (Rüebli) Erbsen, Bohnen, Zwiebel, Salat Dill, Sellerie, Kartoffeln Mittelzehrer Tiefwurzler Doldenblütler
Bohnen Kürbisgewächse, Gurken, Mais   Schwachzehrer   Lippenblütler
Kürbis Bohnen, Mais   Starkzehrer   Kürbisgewächse
Mais Bohnen, Salat, Spinat, Süsskartoffeln   Starkzehrer Tiefwurzler Süssgräser
Kartoffeln Keine Andere Knollengewächse Starkzehrer Tiefwurzler Nachtschattengewächse
Bohnen vertragen sich gut mit Mais
  • Drei Schwestern (Mais, Stangenbohnen, Kürbis)
  • Rüebli & Zwiebeln
  • Tomate & Basilikum
  • Pfirsich & Meerrettich
  • Spinat und Paprika (Peperoni) / Auberginen
  • Kombination von Bäumen und Gemüse (Stichwort Agroforst oder Permakultur)

Was ist bei Mischkulturen noch zu beachten? 

Die Düngung sollte nicht vergessen gehen. Auch wenn Pflanzen den Boden besser ausnutzen, sind Mischkulturen hochproduktive und nachhaltige Anbausysteme. Das heisst, ihnen muss regelmässig Dünger oder Kompost zugeführt werden, da jeweils auch viel geerntet wird. Wir empfehlen einen biologischen Dünger, da dieser seine Nährstoffe über die Zeit freisetzt und das Bodenleben verbessert.

Auch in Mischkulturen kann Mulch eingesetzt werden, um kurzzeitige Lücken im Bestand zu decken. Eine Mulchmischung aus Hanf und Schilf ist dazu perfekt geeignet.

Pflanzenstärkung ist auch hier wichtig. Bodenbakterien helfen in einer Mischkultur, den Wurzelraum besser auszunützen und tragen zur Gesunderhaltung bei.

Pflanzung von Blütenpflanzen oder mehrjährigen Kräutern ist sinnvoller nicht in der Mischung selbst, sondern am Rand. Auf diese Weise kann man diese bei der Ernte stehen lassen und es können kontinuierlich Nützlinge einwandern. Dabei auf einheimisches Saatgut oder Pflanzen achten.

Zudem ist die Fruchtfolge zu beachten. In den nachfolgenden Jahren sollten Pflanzen aus der gleichen Familie jeweils nicht am gleichen Ort stehen. Das wird generell mit Mischkulturen etwas herausfordernder, da es mehr Pflanzen gibt, welche auf einer Fläche wachsen. Am besten erstellt man sich eine mehrjährige Planung mit den jeweiligen Beeten und behält dann immer die gleiche Rotation bei.

Startertipp für Mischkulturen 

Unsere Mischkulturbeispiele (siehe oben) können wie folgt abgewechselt werden, damit die Fruchtfolge eingehalten wird:

  • 1. Jahr: im Frühjahr Spinat, anschliessend Drei Schwestern Mischung 1 
  • 2. Jahr: Rüebli & Zwiebel, im Herbst Phacelia 
  • 3. Jahr: Tomate & Basilikum oder Kartoffeln (Tomaten, wenn es geht vor dem Regen schützen) 
  • 4. Jahr: Zwischenfrucht (z.B. Gründüngung oder Bodenlockerer)
Andermatt Biogarten - Die Autor:innen unserer Gartenthemen stellen sich vor - MaKo

Dieser Artikel wurde von unserem Schrebergartenprofi geschrieben. Matthias kennt sich mit Mischkulturen gut aus. In seinem Sabbatical erzielte er in seinem Gemüsegarten eine erstaunliche Ernte. Dieses Jahr ist er schon früh in den Startlöchern und freut sich auf neue Pflanzenkombinationen und Ernteerfolge. 

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