Eulenfalter und Eulenraupen

Als Eulenraupen bezeichnet man verschiedene Eulenfalter (Noctuidae) im Larvenstadium. Die Eulenfalter gehören, wie der Name schon andeutet, zu den Nachtfaltern und sind in ganz Mitteleuropa verbreitet. Eulenfalter sind eine sehr vielfältige Familie, in der Schweiz sind es vor allem die Raupen der Gemüseeule (Lacanobia oleracea) und der Kohleule (Mamestra brassicae), die als Schädlinge in Erscheinung treten.

Die Eulenfalter selbst richten keinen merklichen Schaden an, auch die Raupen stören in kleiner Anzahl kaum. Kommen sie jedoch in Massen vor, können sie empfindliche Einbussen in der Gemüseernte bewirken.

Die Raupen der Kohl- und Gemüseeule fressen sich sich durch verschiedenste Gemüsekulturen wie Kohl, Salat, Spinat, Peperoni, Tomaten, Erdbeeren oder einige Knollengewächse, aber auch Blumen sind zum Teil beliebt. Die unterschiedlichen Eulenraupenarten haben zum Teil starke Präferenzen, was ihr Mahl angeht, was sich dann oft in ihrem Namen widerspiegelt.

Gut zu Wissen

Die Raupen einiger bestimmter Eulenfalterarten (Agrotis, Scotia, Noctua und Euxoa) werden auch Erdraupen genannt. Sie trifft man vor allem, wie der Name verrät, unter der Erde an. Auf sie gehen wir in einem noch folgenden Portrait näher ein.

Erkennungsmerkmale Eulen

Eier, Raupen und Puppen

  1. Eulen-Eier sind zuerst weiss, später dunkler (bei der Kohleule violett-braun) und werden auf der Blattunterseite abgelegt.
  2. Die Raupen von Gemüse- und Kohleulen werden im letzten Entwicklungsstadium bis zu 4,5 cm lang.
  3. Die Raupen der Kohleulen sind im frühen Stadium hellgrün, und auf den Seiten wird ein blassgelber Längsstreifen sichtbar. Der Kopf ist bei der Kohleulenraupe schwarz, bei der Gemüseeulenraupe gelb-braun. 
  4. Ältere Raupen sind braun bis schwarz, mit gut sichtbaren, schwarz umrandeten Atemöffnungen an der Seite. 
  5. Die Puppen sind rotbraun und glänzend, ungefähr 2 cm lang, und laufen gegen hinten spitz zu.

 

 

Falter

  1. Eulenfalter verschiedener Arten sind sehr schwer auseinanderzuhalten und unterscheiden sich oft nur im Muster ihrer Querbänder.
  2. Bei Kohleulen befindet sich in der Mitte der Vorderflügel ein nierenförmiger Fleck.
  3. Bei der Gemüseeule lässt sich manchmal eine weisse W-Zeichnung auf den Hinterflügeln beobachten.
  4. Kohl- und Gemüseeulenfalter sind dunkel gefärbt, mit einer grau-braunen, braunen, oder schwarz-braunen Vorderflügelfarbe im "Tarnmusterlook", und rot-braunen, etwas blasseren Hinterflügeln. 
  5. Die Flügelspannweite bei Kohl- und Gemüseeulen liegt zwischen 3-5 cm, die Länge zwischen 2-3 cm.

Der Lebenszyklus der Kohl- und Gemüseeule

Eulenfalter gehören zu den Nachtfaltern und sind vorwiegen dämmerungsaktiv, den Tag verbringen sie gerne in krautigen Pflanzen, welche ein gutes Versteck hergeben.

Die Kohleule bringt in Mitteleuropa pro Saison zwei Generation hervor, die Gemüseeule bei optimalen Witterungsbedingungen ebenfalls. Die Falter sieht man von Mai bis Oktober, da sich die Flugzeiten der zwei Generationen überlappen können, praktisch durchgehend.

Die ersten Falter beginnen im Mai mit der Eiablage, im Frühsommer beginnen die Raupen zu fressen und ziehen sich dann zur Verpuppung in den Boden zurück. Die daraus schlüpfenden Falter der zweiten Generation legen ihre Eier ab Juli an oberirdischen Pflanzenteilen ab. Die Eier sind oft in grossen Gruppen und zum Teil in Schichten angeordnet.

Den Winter verbringen die Kohl- und Gemüseeulen im Puppenstadium im Boden, bis zwischen April und Mai die Falter wieder mit dem Flug, Paarung und der Eiablage beginnen. 

Vorbeugende biologische Massnahmen gegen Eulenfalter

  • Frassfeinde fördern: Die Raupen werden von Spitzmäusen, Igeln, Amseln oder auch Käfern gern gefressen. Eulenfalter werden gerne von Fledermäusen verpeist.
  • Schutznetze einsetzen, um die Falter an der Eiablage auf den Gemüsepflanzen zu hindern.
  • Da einzelne Arten zum Teil eine starke Wirtspräferenz haben, hilft eine Fruchtfolge sowie eine Mischkultur, den Schaden gering zu halten.
  • Wird oft nacheinder die gleiche Kultur angepflanzt (z.B. Kohl), lohnt sich das Anlegen eines Blühstreifens (Buchweizen und Kornblumen) um Schlupf- und Brackwespen als natürliche Gegenspieler zu fördern.
  • Bei Beetarbeiten können die Puppen im Boden eingesammelt werden.

Schadbild durch Eulenraupen

Der Schaden durch Eulenraupen macht sich vor allem durch angefressene Blätter bemerkbar. Während junge Raupen vor allem an den Blättern fressen und viele unregelmässige Löcher zurücklassen, gehen grössere Raupen auch direkt ins Innere der Kohlpflanze sowie ins Gemüse, und hinterlassen Frassgänge mit Kot. 

Bei den Blättern wird vor allem an der unteren Seite der äusseren Blätter gefressen, zum Teil bis nur noch die Blattadern vorhanden sind. Der Schaden kommt aber grösstenteils nicht durch die vertilgte Blattmenge, sondern von der Verschmutzung und dem Anbohren.

Vorgehen bei Befall von Eulenraupen

Ein starker Befall von Eulenraupen kann mit einem natürlich Insektizid bekämpft werden. Zum Einsatz kommt bevorzugt das Bakterium Bacillus thuringiensis var. kurstaki (Delfin gegen Schadraupen). Diese Variante ist schonend gegenüber anderen Nützlingen, und eine gezielte und biologische Massnahme für den naturnahen Garten.

Im Gegensatz zu anderen Eulenraupen, bieten sich Nematoden bei der Bekämpfung von Kohl- und Gemüseeulen eher weniger an, da die Raupen nicht in der Erde leben.

Häufige Verwechslungen unter den getarnten Flatterkünstlern

Kohlweissling und Kohlmotte - Die Raupe der Kohleule kann leicht mit dem Grossen oder Kleinen Kohlweissling verwechselt werden; während die Eulenraupe die Farbe wechselt, bleibt die Raupe des Kleinen Kohlweissling grün, die des Grossen wechselt von blassgelb zu schwarz-weiss. Der Kohlweisslingfalter ist weiss, und so leicht zu unterscheiden. Im Gegensatz zu Kohleule und Kohlweissling befindet sich die kleine Kohlmottenraupe oft im Pflanzenherz. Dort ist sie gut erkennbar, da sie, wenn sie gestört wird, sich an feinen Spinnfäden abseilt oder in schlängelnder Bewegung reissaus nimmt. Die Eiablage von Kohlweissling und Kohlmotte geschieht einzen, oder ein kleineren Gruppen als bei den Kohleulen.

Baumwollkapseleule - Die Baumwollkapseleule (Helicoverpa armigera) ist ein Wanderfalter, der ursprünglich aus tropischen Gefielden kommt. Bis jetzt war es ihm noch zu kalt, um nördlich der Alpen zu Überwintern. Allerdings legt der wärmeliebende Wanderer problemlos weite Distanzen zurück, und ist im Zuge der Klimaerwärmung auf dem Vormarsch. Zuerst in Frankreich und seit wenigen Jahren auch in der Schweiz, fällt die Baumwollkapseleule durch grossen Schaden an Gemüsekulturen auf. Die gefrässigen Raupen sind nicht sehr wirtspezifisch und verzehren Bohnen, Erbsen, Tomaten, Peperoni, Mais, Salate und Krautstiel, und sind daher auch von Privatgärten sehr angetan.

Man erkennt den beige bis hellbraunen Falter am dunklen Punkt und dem breiten grauen Band am Ende jedes Vorderflügels. Die Larve, auch Baumwollkapselwurm genannt, besitzt zuerst auffällig braune Längsstreifen, und auf dem Rücken symmetrisch angeordnete dunkle Warzen. Im späteren Stadium dann feine weisse Längslinien und eine variable Färbung (gelbgrün bis orangebraun). Grosse Mengen der Falter sind ab Spätsommer unterwegs, werden aber auch schon mit den ersten Hitzewellen gemeldet. Noch im selben Monat sind jeweils Schäden durch den Baumwollkapselwurm ersichtlich.

Dank einem Monitoring durch Agroscope können die sommerlichen Migrationswellen erkannt, und so früh vor Befall gewarnt werden.

Produkte gegen Eulenraupen